Florian Gschwandtner – So läuft Start-Up
Für einen österreichischen Unternehmer ist das 2018 erschienene Werk von Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner eine wahre Pflichtlektüre. So stand das Buch auch auf meiner Leseliste und wurde zügig aufgesaugt. Vor allem, weil man den niedergeschriebenen Lebensweg von Florian sehr gut nachvollziehen kann. Faszinierend ist, dass er keine besondere Ausgangsposition hatte. Als Bauernbub, der keine reichen Eltern und keine spezielle Förderung hatte, sollte er eigentlich den elterlichen Betrieb übernehmen. Stattdessen hatte sich im Laufe seiner Schullaufbahn gezeigt, dass die Landwirtschaft ihm nicht so viel Freude bereitete wie der Verkauf von Produkten. Dadurch ergab sich nach der Landwirtschaftsschule und der Fachhochschule Hagenberg schließlich die Gründung eines Start-Ups mit drei weiteren Kollegen. Dass das nicht immer einfach war, zeigt Florian auch auf. Neben Überstunden und finanziellen Einbußen gehörten auch Selbstzweifel zum Start-Up-Leben dazu. Der eiserne Wille und das Durchsetzungsvermögen waren jedoch größer.
„So läuft Start-Up“ ist kein reines Runtastic-Werbebuch, sondern bietet mit motivierenden Lessons Learned und nützlichen Tipps sehr viel Mehrwert. Die Biographie ist neben der Geschichte von Florian angereichert mit Interviews von Menschen, die seinen Weg maßgeblich beeinflusst und unterstützt haben. Da kommen neben seinen Eltern und seinem ehemaligen Professor in Hagenberg, Christoph Schaffer, auch die Mitgründer René Giretzlehner, Christian Kaar und Alfred Luger zu Wort.
Am Interessantesten fand ich den Verlauf der Verhandlungen zum Verkauf der Firmenanteile, zuerst bei Axel Springer und schließlich bei Adidas. Investor und Business Angel Hansi Hansmann war bei Runtastic bereits vor Einstieg von Axel Springer dabei und konnte mit seiner großen Erfahrung beim Exit helfen. Er meinte, dass Axel Springer es versuchen wird, die Unternehmensbewertung (dort waren es 50 Millionen Euro) kurz vor Unterzeichnung noch etwas zu mindern. Junge Unternehmen neigen dann dazu, auch bei beispielsweise 45 Millionen zu unterschreiben. Es ist ja viel Geld. Genau so war es auch. Florian ließ sich dann nicht beirren, erhob sich vom Tisch, um den Raum zu verlassen und den Deal platzen zu lassen. Axel Springer lenkte ein und stimmte den 50 Millionen Euro zu.
In diesem Zusammenhang lieferte Florian auch zwei wertvolle Tipps. Einerseits soll man sich nie verkaufen, sondern gekauft werden. Das merkt man an der gesamten Einstellung, wenn man maximal gekauft werden kann. Er sagte dabei immer: „Wir müssen das nicht machen. Wir sind in einer guten Position und können am letzten Tag auch noch nein sagen.“ Andererseits sollte man darauf achten, dass es bei einem Exit auch auf persönlicher Ebene funktioniert. Nach dem Einstieg von Axel Springer gab es mehrere Anwärter auf einen weiteren Verkauf, die teilweise auch mehr boten als Adidas. Der Sportartikelhersteller punktete aber mit Sympathie und einer ähnlichen Firmenkultur.
Mit 31.12.2018 hat Florian Gschwandtner nun Adidas verlassen, um sich eine Auszeit zu nehmen. Danach darf man gespannt sein, womit uns der sympathische Oberösterreicher als Nächstes beeindrucken wird.
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Bilder: pixabay
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